Vereinschronik

Der Name Helling begründet seinen Ursprung im Honschaftswesen des Mittelalters. Die Honschaft Helling, ein Zusammenschluss mehrer Weiler bzw. Höfe im Kirchspiel Lindlar, wird erstmals anlässlich einer Auseinandersetzung zwischen dem Severinstift in Köln und dem Pfarrseelsorger des Kirchspiels Lindlar um 1200 erwähnt. Mit dem Wiener Kongress und der Übernahme unserer Heimat durch Preußen verschwand das Honschaftswesen und somit auch die Bedeutung der Honschaft Helling. Der Schützenbruderschaft Helling, die bewusst mit ihrer Namensgebung die Zusammengehörigkeit dieser Ortschaften zum Ausdruck bringen wollte, ist es zu verdanken, dass der Begriff Helling fortlebt.
Die Hellinger Schützenbruderschaft datiert ihre Gründung als Schützenverein auf das Jahr 1925. Diesem Beschluss ging 1922 die Bildung einer Hellinger Musikkapelle voraus, der in der Entwicklungsphase des noch jungen Vereins eine wichtige Rolle zukommen sollte.
Das Jahr 1925, ein Jahr des Aufbruchs, hatte nach vielen Jahren der Unsicherheit und Entbehrung den ersten Weltkrieg und die folgende Inflation vergessen lassen. Dennoch war nicht unbedingt davon auszugehen, dass 52 Männer bereit waren, einen Schützenverein zu gründen, die sich auf Einladung am 29. August 1925 in der Gaststätte Prinz in Lindlar-Altenrath trafen, um Satzung und Organe des Vereins zu bestimmen.

Hellinger Schützen auf dem Weg zur St. Severin Kirche in Lindlar, 1926
Hellinger Schützen auf dem Weg zur St. Severin Kirche in Lindlar, 1926

Die Sozialstruktur des Vereins umfasste drei Gesellschaftsschichten - Arbeiter, Handwerker und Bauern, denen sehr daran gelegen war, soziale Schranken im Vereinsleben zu überwinden.

In der Stabilisierungsphase der Weimarer Republik in den Jahren zwischen 1925 und 1929 gelang es den Hellinger Schützen die Stellung des Vereins zu festigen. Neben den erforderlichen Investitionen für Fahne, Uniform, Schießstand und das jährliche Schützenfest, standen weit wichtigere Fragen an, die die Gestaltung des Vereinslebens betrafen, wie die Beziehung zur katholischen Kirche, die Aufnahmebestimmungen für Mitglieder und die Stellung des Schützenkönigs und seine Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem jährlichen Schützenfest. Man bekannte sich zu einem positiven Miteinander mit der Kirche und dem Klerus, verpflichtete sich als Verein offen zu sein für die Aufnahme neuer Mitglieder und ließ nur den sportlichen Wettkampf zur Erringung der Königswürde zu. Das jährliche Schützenfest begann stets am 2. Sonntag im Juli mit einem Festkonzert und endete am Dienstag mit dem Schlussball und der Nubbelverbrennung. Der Festablauf wurde bestimmt durch den Festzug durch die Helling, den gemeinsamen Kirchgang zur katholischen Pfarrkirche in Lindlar und das Königsvogelschießen, Höhepunkte, die auch heute noch das Schützenfest bestimmen.

Schützenbruderschaft Helling bei der Teilnahme am großen Schützenumzug des Nachbarvereins in Lindlar 1998
Schützenbruderschaft Helling bei der Teilnahme am großen Schützenumzug des Nachbarvereins in Lindlar, 1998

Im Laufe der Jahre 1929 bis 33 wurde der Verein mit Ereignissen konfrontiert, die den Vorstand zu bedeutsamen Entscheidungen herausforderten. Hier sei erinnert an den Brand des landwirtschaftlichen Betriebes des Vereinsvorsitzenden während des Stiftungsfestes 1929, an die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 33 und an die Forderung nach Gleichschaltung durch die nationalsozialistische Arbeiterpartei (NSDAP) 1933.

Die Lindlarer erwarten den Hellinger Schützenzug auf dem Kirchplatz, 1928
Die Lindlarer erwarten den Hellinger Schützenzug auf dem Kirchplatz, 1928

Das Vorgehen der Nazis im Zusammenhang mit den Gleichschaltungsbestimmungen sollte für den noch jungen Verein schon im Jahre 1933 das vorläufige Ende bedeuten. Verbot des Schützenfestes und die zwangsweise Auflösung des Vereins im Jahre 1933 waren das Ergebnis eines erbitterten Widerstandes von Seiten des Vorstandes und der Mitgliederversammlung gegen die übermächtigen Machenschaften der NSDAP.

Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 zeichneten sich die ersten Versuche einer Neubelebung des Schützenwesens am Horizont ab. Die Menschen hatten nach dem Zweiten Weltkrieg mit den vielen Entbehrungen ein großes Bedürfnis nach Geselligkeit, Feier und den alten Traditionen und Bräuchen. Das rief sehr schnell die Schützenbruderschaften und Vereine trotz der Vorwürfe ihrer "paramilitärischen Vorbelastung" auf den Plan und führte zur Wideraufnahme ihrer Vereinstätigkeit. Für den Hellinger Schützenverein stellte sich nun nach dem zwangsweisen Verbot durch die NSDAP die Frage nach der anstehenden Gründungsform: Wiedergründung eines ruhenden Vereins oder Neugründung als Erstgründung.

Die 60 Personen, die sich im Mai 1950 im alten und neuen Vereinslokal Prinz in Altenrath trafen, beschlossen wie zu erwarten war, den Hellinger Schützenverein wiederaufleben zu lassen. Schon 1953 entschied die Generalversammlung auf Antrag des Vorstandes, wie schon 1933 angeregt, den Verein in eine Bruderschaft umzuwandeln, mit dem verbindlichen Einstehen für die Ideale der Bruderschaft: für Glaube, Sitte und Heimat.

Nach gemeinsamer Schützenmesse ziehen die Hellinger Schützen in's Festzelt nach Altenrath, 1951
Nach gemeinsamer Schützenmesse ziehen die Hellinger Schützen in's Festzelt nach Altenrath, 1951

Auf Beschluss der ersten Generalversammlung nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Schützenfeste ab 1951 zu Pfingsten statt, wobei man sich sehr konsequent und traditionsbewusst an die Schützenfestgestaltung der 20er Jahre anlehnte.

Schützenzug nach der Schützenmesse in St. Severin, auf dem Weg zum Festzelt nach Altenrath, in den 60er Jahren
Schützenzug nach der Schützenmesse in St. Severin, auf dem Weg zum Festzelt nach Altenrath, in den 60er Jahren
Gedenkstein der St. Johannes Schützenbruderschaft 1925 e.V. errichtet 1964, mit der der neuen Fahne von 1981
Gedenkstein der St. Johannes Schützenbruderschaft 1925 e.V. errichtet 1964, mit der der neuen Fahne von 1981

Die folgenden Schützenjahre wurden in erster Linie bestimmt durch materielle Herausforderungen: der Bau eines neuen Schießstandes, die einheitliche Uniformierung, die Errichtung eines Gedenksteines zu Ehren der Verstorbenen und Gefallenen der Bruderschaft und die Anschaffung einer neuen Fahne.

Am 07.11.1964 wurde das Ehrenmal eingeweiht. Für die musikalische Begleitung sorgte der Musikverein Thier.
1.) Begrüßung
2.) Musikstück
3.) Segnung durch den Präses
4.) Musik ("Ich hatte ein Kameraden")
5.) Bürgermeister
6.) Musikstück
7.) Eine Urkunde, angefertigt von Leo Bosbach, wurde in den Hohlraum des Sockels, neben dem Gedenkstein, eingemauert.

Text der Urkunde

Dieser Gedenkstein wurde errichtet am
7. November des Jahres Eintausend -
neunhundertvierundsechszig von der
St. Johannes Schützenbruderschaft
"Helling"
Unter dem Präses: ........................
st. Hochwürden Pfarrer Theodor Braun
und dem Hauptmann u. Vorsitzenden
Ludwig Stiefelhagen - Böhl
und dem derzeitigen Schützenkönig
Johann Homberg - Engelskirchen

Neue Gedenksteine aus dem Jahre 2005
Neue Gedenksteine aus dem Jahre 2005

Im Jahr 2005, an Pfingst-Sonntag, wurde von Pastor Stephan Pörtner zwei neue Gedenksteine eingeweiht.

Einweihung am 15.05.2005 durch Präses Stephan Pörtner
Einweihung am 15.05.2005 durch Präses Stephan Pörtner

Überlagert wurden die Investitionsentscheidungen von den Forderungen nach zukünftiger Jugend- und Frauenperspektiven, die in den Vereinen nun verstärkt gestellt wurden. Der Anspruch der Frauen auf Vollmitgliedschaft stellte die Schützenvereine jetzt mitten in das Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt.

Für die Hellinger Schützenbruderschaft boten sich Lösungen an, die sowohl die Integration von Jung- und Altschützen gewährleisteten als auch auf die Stellung der Frauen Rücksicht nahmen.

Die Entwicklung des Schießsports und die verschärften behördlichen Vorschriften machten es nach 1950 erforderlich, dass die Thematik Schießstand immer wieder im Vorstand und Schießausschuss behandelt werden musste. Nach 30 Jahren stand 1997 zum dritten Mal der Punkt Schießstand im Sinne einer Renovierung und Erweiterung an. Im Frühjahr 1999 konnte mit der Übergabe und feierlichen Einweihung der neuen Anlage eine Leistung präsentiert werden, die nur ein Verein erbringen kann, der sich auf eine Vielzahl von Idealisten stützt.

Neben dem wöchentlichen Übungsschießen und dem jährlichen Meisterschaftsschießen nehmen die Hellinger Schützen an den Mannschaftswettbewerben des Sülztalverbandes der Bruderschaften und des Bezirksverbandes der Gemeinde Lindlar teil. In der Vereinsarbeit geht es in erster Linie um den Zusammenhalt der Generationen und um die Pflege von Kameradschaft, Freundschaft und Geselligkeit. "Miteinander" lautet das Leitwort der Schützenbruderschaft Helling, die es bisher verstanden hat, den Gemeinsinn nicht nur nach außen zu bekunden sondern auch nach innen durch ein vielfältiges Vereinsleben spürbar zu machen.

Die Schützenbruderschaft Helling veröffentlichte bisher zwei Festschriften zu ihren Jubiläumsveranstaltungen. In der im Jahre 2000 herausgegebenen Publikation "Das Bergische Schützenwesen - 75 Jahre Hellinger Schützen" ist der Versuch unternommen worden, Entstehung, Wesen und Entwicklung des Schützenwesens vom frühen Mittelalter bis hin zur Neuzeit darzustellen. Vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Verhältnisse vergangener Jahrhunderte wird das Auf und Ab des Schützenbrauchtums veranschaulicht und dem Leser Zweck und Bestimmung der Vereine während ihrer langen Tradition näher gebracht.

Festschrift zum 50. Jubiläum
Festschrift zum 50. Jubiläum
Jubiläum 75. Jahre Helling
Jubiläum 75. Jahre Helling

Bezogen auf die Hellinger Schützen wird deren 75 jährige Geschichte angefangen von der Gründung in der Weimarer Republik, über das Verbot in der nationalsozialistischen Zeit, dem Wiederaufleben nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland bis hin zum heutigen Tag ebenfalls eindrucksvoll aufgezeigt.

Die Publikation "Das Bergische Schützenwesen - 75 Jahre Hellinger Schützen" (siehe oben) ist über die Vortandsmitglieder oder per E-Mail gegen eine Gebühr von 10 Euro zu beziehen.